Hart am Limit

Justus Nieschlag über Zielsprints, Mentalkraft und Triathlon in der Arena

Dieser Mann bewegt sich gerne am Limit. Justus Nieschlag ist zweifacher Deutscher Meister über die Triathlon-Sprintdistanz und hat sich – trotz Verletzungsmisere – für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Weil er stets nach vorne blickt. Und weil er es versteht, sich immer wieder im richtigen Moment in den eigenen Grenzbereich zu pushen.

Tief im roten Bereich

Kommen wir doch gleich zu Beginn mal zum Schluss: Wie erlebt Justus einen Zielsprint? „Das kann schon wehtun, deshalb versuche ich, mich selbst zu überlisten. Ich setze mir kleine Ziele, bis zur nächsten Markierung, bis zur nächsten Kurve. Ich fühle in mich hinein. ‚Bin ich schon am Explodieren? Nein, da geht noch was!‘ Also lege ich noch einmal eine Schippe drauf. So geht es Meter für Meter. Und so schaffe ich es, am Ende wirklich alles zu geben.“

Kann man das trainieren, alles zu geben? – „Ich glaube nicht“, sagt der Militär-Weltmeister von 2017: „Natürlich kannst du auch im Training versuchen, hohe Intensitäten zu gehen. Aber bei einem knallharten Sprint geht es tief in den roten Bereich. Ich denke, das muss man in sich haben. Bei mir kommt es jedenfalls selten vor, dass ich nach einem Rennen das Gefühl habe, da wäre mehr drin gewesen.“

»Auch intensive Einheiten absolvieren wir unterhalb der Laktatschwelle.«

Um bis aufs höchste Level zu kommen, ist nicht nur umfassendes Training gefragt. Sondern auch eine klug gesteuerte Intensität. Dabei trainiert ein Triathlon-Profi wie Justus Nieschlag (Ruhepuls zwischen 40 – 44 Schlägen / Minute) nicht unbedingt am Leistungslimit, sondern vor allem im Bereich der Grundlagenausdauer.

„Bei mir steht sehr viel Grundlagentraining im niedrigen Pulsbereich auf dem Programm, gerade im Winter und nach den Wettkämpfen. Auch bei den intensiven Einheiten bewegen wir uns eher unterhalb der Laktatschwelle. Darüber, also im anaeroben Bereich, trainieren wir selten. Wenn, dann sind das wirklich kurze, knackige 200-Meter-Intervalle.“

25 Kilometer Schwimmen in der Woche

Auf dem Rad sitzt Justus meistens zwei bis vier Stunden. Gelaufen wird zwischen 30 Minuten und 1:15 Stunden. In einer typischen Trainingswoche stehen neben den eher gemächlichen Grundlagentrainings zwei intensivere Einheiten je Disziplin auf dem Plan: Fünfmal in der Woche wird geschwommen, insgesamt rund 20 bis 25 km, dazu kommen wöchentlich etwa 300 km auf dem Bike sowie rund 60 km Laufen.

Wer soviel Zeit investiert, um in Wettkämpfen in Bestform am Start zu stehen, für den sind Verletzungen nicht nur eine körperliche – sondern auch eine psychische Herausforderung. Trainieren zu wollen, aber nicht zu können, muss ein Triathlet erst einmal wegstecken.

»Während einer Verletzungspause kommt man schon mal ins Grübeln.«

Als er im August 2019 bei der deutschen Meisterschaft das Rad durch die Wechselzone schiebt, tritt er versehentlich mit dem Fuß in die 64er-Hochprofil-Felge. „Der Fuß stand unten, der große Zeh oben. Dabei hat’s die Beuge- und Strecksehne erwischt, die Kapsel war lädiert. Nicht so schön“, erinnert sich Justus. Gips und Zwangspause. Blöd gelaufen, könnte man sagen.

Im ohnehin schwierigen Corona-Jahr 2020 dann auch noch ein Vorfall an der Lendenwirbelsäule, die Bandscheibe hat sich rausgeschoben und drückt auf die Nerven. Hat Justus zu dieser Zeit mal daran gezweifelt, das Richtige zu tun? „In solchen Phasen kommt man schon mal ins Grübeln. Während der Verletzungen habe ich mir deshalb einen Mentaltrainer an die Seite gestellt, um optimistisch und fokussiert zu bleiben.“

25 Kilometer Schwimmen in der Woche

Auf dem Rad sitzt Justus meistens zwei bis vier Stunden. Gelaufen wird zwischen 30 Minuten und 1:15 Stunden. In einer typischen Trainingswoche stehen neben den eher gemächlichen Grundlagentrainings zwei intensivere Einheiten je Disziplin auf dem Plan: Fünfmal in der Woche wird geschwommen, insgesamt rund 20 bis 25 km, dazu kommen wöchentlich etwa 300 km auf dem Bike sowie rund 60 km Laufen.

Wer soviel Zeit investiert, um in Wettkämpfen in Bestform am Start zu stehen, für den sind Verletzungen nicht nur eine körperliche – sondern auch eine psychische Herausforderung. Trainieren zu wollen, aber nicht zu können, muss ein Triathlet erst einmal wegstecken.

Perfekte Zeit für die Langdistanz

Nach welchen hohen Zielen hält Justus selbst für die kommenden Jahre Ausschau? „In drei Jahren bei den Spielen in Paris wäre ich gerne wieder dabei. Und dann kommt für mich als Triathlet so langsam die Zeit, mich auf noch längere Strecken zu begeben. Das ist das Schöne an diesem Sport. Mit Anfang 30 ist man im besten Alter, um mit der Triathlon-Langdistanz eine neue Disziplin zu entdecken.“

Und wenn wieder eine Pandemie um die Ecke kommt und Triathlon-Rennen unmöglich macht? Dann blieben immer noch Wettkämpfe wie die Super League in London, wo während Corona auf einzelnen Bahnen, Ergometern und Laufbändern ein grandioses Spektakel stattgefunden hat, sagt Justus.

»Von Events in der Arena kann es gerne noch mehr geben.«

„Ein extrem kurzes und hartes – aber vor allem spannendes Format. Du fährst und läufst auf der Stelle, bleibst die ganze Zeit über mitten in der Arena, wie beim Basketball oder Handball. Das ist wirklich innovativ und macht großen Spaß. Von solchen Events kann es in Zukunft gerne noch mehr geben. Allerdings ohne Corona. Und dafür mit tausenden von Zuschauern …

»Mein Highlight war ein 2,40 Meter großer Chinese.«

In Japan zeigt Justus mit der Staffel eine gute Leistung, landet mit 59 Sekunden Rückstand auf Olympiasieger Großbritannien am Ende auf dem sechsten Platz. Im Einzel über die Kurzdistanz reicht es zwar – auch wegen der holprigen Vorbereitung – nur für den 40. Platz. Dennoch sagt Justus, dass die Reise nach Fernost eine unvergessliche und lohnende Reise war.

„Du spürst, dass hier Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt zusammenkommen. So viele verschiedene Nationen und Disziplinen. Dieser Spirit ist schon etwas Besonderes. Eines meiner Highlights abseits des Wettkampfes war ein Trainer der chinesischen Basketballer, der mit einer gefühlten Körpergröße von 2,40 Meter im Speisesaal stand. Jeder, der ihn sah, blieb erst einmal stehen, legte fasziniert den Kopf in den Nacken und sah an ihm hoch.“

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